Diskussion um schnelle Netze: Kommunen können helfen

[vc_row][vc_column width=“1/4″][vc_column_text][featured-img][/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“3/4″][vc_column_text]Als Einstieg wählte Matthias Kurth die derzeit stark steigenden Strompreise. Bei allem Verständnis für den Unmut der Verbraucher zeigte er aber auch auf, welche Möglichkeiten, sich gegen teure Tarife zu wehren, von den Betroffenen nur zu selten genutzt werden. Und diesen Grundtenor, auf häufig ungenutzte Potenziale und Alternativen zu früheren Monopol-Angeboten hinzuweisen, hielt er den ganzen Abend durch.

Die Diskussion, zu der die Rödermark-SPD weitere Fach-Koryphäen eingeladen hatte, von denen allerdings nur der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Offenbach dem Ruf aufs Podium folgte, stand unter dem Titel “Die Zukunft braucht schnelle Netze – überall!” Das Thema war mit “Netzen” bewusst offen gehalten. Der Schwerpunkt auch des Publikumsinteresses lag klar bei der Versorgung mit schnellen Internet-Zugängen.

Und da gab es seitens Kurth wie auch beim Strom, wo der Netzagentur-Chefeingangs auf 115 verschiedene Anbieter und bis zu knapp 400 Euro Einsparpotenzial nur durch Anbieterwechsel allein für Rödermark recherchiert hatte – bei Gas bei 48 Anbietern bis zu 800 Euro Ersparnis – immer wieder den Hinweis, dass es bei den Versorgern keine Monopole mehr gäbe, es also durchaus lohne, genaue Informationen aller Anbieter einzuholen. Nicht selten böten alternative Wettbewerber über technisch andere Wege hochgeschwindte Anbindungen zu attraktiven Preisen. Dass der Preis allerdings mit der Leistung in Verbindung stehe, müssten aber auch die privaten Nachfrager ultraschneller Zugänge einsehen.

Der Wechsel bei Strom und Gas ist – was wohl doch nicht ausreichend bekannt ist – absolut versorgungssicher. Da gäbe es keine noch so kurze kalte oder dunkle Lücke, auch ein Ergebnis früheren Tuns seiner, Kurths, Behörde. Dieselbe arbeite im übrigen für den Anbieterwechsel im Telekommunikationsbereich, sprich Telefon und Internet, an einer ähnlich kommoden Sicherheit für den Kunden. Wahl- und Wechselmöglichkeit beim Anbieter brächte auch als Vorteil mit sich, dass deren Angebote technisch unterschiedlich leistungsfähig sein können, sprich: man mehr fürs gleiche Geld bekommen könne.

Dass dies vor allem in Kernlagen der Städte gilt und nach deren Rändern hin sich doch nicht weiße Flecken (per definitionem Gebiete mit Anschlusswerten unter 1 Mbit), aber vermehrt Gegenden mit nicht mehr zeitgemäßen Datenraten finden lassen, ist mit der Eigenenergie der dort Unterversorgten allein nicht mehr zu ändern. Hier könnten ihre Kommunen aber behilflich sein. Wenn derart unterversorgte Quartiere – in Rödermark Teile des Breidert, Waldacker, Bienengarten – per Umfrage die nötige Nachfrage belegen könnten, sei unter derzeitigen Wettbewerbern durchaus jemand zu finden, der auch höhere Investitionen in neue Netzstränge als zukunftsträchtig und auf Dauer lukrativ akzeptiert.

Was diese Feinerschließung abgelegener Siedlungen allerdings immens verbilligen könnte, ist das Aufteilen des höchsten Kostenblocks, der Grabungsarbeiten. Hier sind heute schon Städte und ihre Bewohner stark im Vorteil, deren Bauämter schon vor Jahren bei sowieso anstehenden  Ausschachtungen für Gas, Wasser, Fernsehkabel, Telefon oder was sonst noch vorm Verfüllen noch ein Plastik-Leerrohr mit verbuddeln ließen. Dort kann man heute mit Hochdruck Kabel einschießen zu einem Bruchteil der Kosten. Matthias Kurths Behörde erstelle gerade mit Nachdruck bundesweit ein entsprechendes Infrastruktur-Kataster, um investitionswilligen Anbietern aufzeigen zu können, wo derlei Bandbreiten-Aufrüstung kostengünstig zu realisieren wäre. An Gemeinden appellierte Kurth nachdrücklich, diese Leerrohre wenigstens bei aktuellen Grabungen mit zu verlegen. Es mache seiner Ansicht nach wenig Sinn, sowieso regulierte Stromnetze zurückzukaufen, aber eigene Leerrohr-Netze würden immer einen Nutzen abwerfen.
Nach Anschluss des Infrastruktur-Katasters wolle die Bundesnetzagentur ein ständig aktuelles Baustellen-Kataster aufbauen mit der gleichen Nutzanwendung.

Weitere Möglichkeiten böten sich den Kommunen bei Ausschreibungen größerer Projekte. Dort könnten Forderungen gebündelt mitverhandelt werden, wenn denn in den Verwaltungen ein entsprechendes Problembewusstsein vorhanden wäre. Auch die IHK, so Dr. Berhard Mohr, könne mit ihrer Marktmacht den Kommunen beistehen und gemeinsam Druck aufbauen hin zur Schließung von Versorgungslücken, die es sehr wohl noch gebe, jedenfalls dann, wenn man eine Versorgung mit Leitungen unter 1 Mbit nicht wirklich als ausreichend ansehe – so seien aber 20 % von 22 000 durch die IHK befragte Unternehmen derzeit noch angebunden, 41 % mit Datenraten von 1 bis 6 Mbit.

Dass Verbindungen mit Tempi jenseits der 6 Mbit stark auf dem Vormarsch sind und kein Luxus für Spielesüchtige und andere Medien-Junkies, sei noch nicht konsensfähig. Dass sogar ganze Fraktionen, wie in Rödermark einzig die AL, den Sinn gut ausgebauter Datenautobahnen bestritten, schwäche freilich die Verhandlungsposition der Kommunen im Dauer-Clinch mit den Netzanbietern.

Nach knapp zwei Stunden auch intensiver Diskussion mit dem Publikum endete in Rödermarks Kulturhalle wieder eine der fachlich hochkarätigen Veranstaltungen, die jede Menge mehr Publikum verdient gehabt hätte.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]