Politisches Frühstück zum Demografischen Wandel

[vc_row][vc_column width=“1/4″][vc_column_text][featured-img][/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“3/4″][vc_column_text]Politik schmackhaft gemacht:

Politisches Frühstück der SPD Rödermark zum Demografischen Wandel

Der demographische Wandel kommt, ist in Teilbereichen schon da, und er wird Deutschland hart treffen, wenn weiterhin so wenig unternommen wird wie derzeit. Zu diesem Schluss kommt, wer am vergangenen Sonntag Prof. Hanesch von der Hochschule Darmstadt lauschte. Die gut 50 Interessierten, die der Einladung der SPD Rödermark zum Politischen Frühstück gefolgt waren, erlebten nach einem reichhaltigen Buffet eine spannende und auch für Laien verständliche Einführung in eines der wichtigsten Zukunftsthemen.

Nach kurzer Begrüßung durch den Ortsvereinsvorsitzenden Hidir Karademir und einer Anmoderation von Fraktionssprecher Armin Lauer fächerte Dr. Walter Hanesch – er forscht und lehrt an der TU Darmstadt – die ganze Breite des Themas Demografischer Wandel auf. Knapp auf eine Formel gebracht bedeutet Demografischer Wandel: Die Bevölkerung in Deutschland wird geringer, der Anteil der Älteren und Hochbetagten steigt dramatisch, und all das bringt vor allem die Sozialsysteme in arge Bedrängnis.

Um zwei Millionen Menschen soll die Bundesrepublik in den nächsten 15 Jahren schrumpfen. Dies liegt zuförderst an der niedrigen Geburtenrate von 1,4 Kindern pro Familie. Dieser Entwicklung müsse die Politik gegensteuern, so Hanisch. Das dies funktionieren kann, sehe man an der erfolgreichen Familien- und Bildungspolitik von Frankreich und Schweden. Ein weiterer möglicher Ausgleich für die geringe Geburtenrate wäre die Zuwanderung von außen. Die Einwanderung  wurde in den letzten Jahren aber in stetig steigendem Maße behindert mit dem Ergebnis, dass im letzten Jahr schon mehr Leute aus Deutschland aus- als einwanderten.

Insgesamt ging Professor Hanesch mit der Bundespolitik hart ins Gericht. Die bisherigen Ideen und Konzepte der Bundesregierung seinen „erbärmlich schlecht“ und meist “kontraproduktiv”, siehe Herdprämie statt Förderung von Berufstätigkeit für Frauen, siehe Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung, aber nicht annähernd genug Einrichtungen und qualifiziertes Personal.

Die steigende Lebenserwartung war der zweite Schwerpunkt des Vortrags. Dass die Menschen immer älter würden, sei nichts neues, die Reaktionen darauf seien allerdings bisher verhalten. Wichtig sei es hier, die Arbeitsbedingungen für Ältere – bei Bevölkerungsrückgang eine der wenigen Möglichkeiten, den Bedarf der Wirtschaft an Fachkräften zu decken – anzupassen und den öffentlichen Raum altersgerechter zu gestalten. Das genossenschaftliche Lebenskonzept sei in der heutigen Zeit ein durchaus probates Modell für ein Miteinander in einer Zeit, in der familiäre Bande immer mehr an Bedeutung verlören. Weder die Förderung von geeigneten Wohnungen für Ältere noch die wohnortnahe Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs und mit Vorsorge- und Hilfseinrichtungen seien befriedigend geregelt. Die Lösung der Probleme einer zusehends älter werdenden Wohnbevölkerung mit Bedarf an kleinräumiger Infrastruktur läge eindeutig im Wohnquartier, was wiederum die Kommunalpolitik ins Spiel bringt.

Das Resümee des Vortrags fiel eindeutig aus. Nur durch eine umfassende Anpassung an die sich verändernden Lebensumstände der Bevölkerung kann der Lebensstandard in Deutschland gesichert werden. Womit Prof. Hanesch dezidiert nicht meint, dass es reicht, wenn Politik Probleme “aussitzt”, so geschehen bei der steigenden Zahl von Jugendlichen, die ohne Abschluss unsere Schulen verlassen. Dieses Problem erledige sich eben nicht mit sinkender Geburtenrate, und diese jungen Menschen fehlen heute schon den ausbildenden Betrieben, fehlen als Beitragszahler in die Sozialsysteme und fallen viel zu früh selber als Anspruchnehmer in die sozialen Netze. Hier sparte der Referent auch nicht mit Kritik an unserem Schulsystem, das im internationalen Vergleich die größte Abhängigkeit von sozialer Herkunft und Bildungschancen aufweise. Auf Nachfrage meine denn auch Professor Hanesch, dass der föderale Aufbau der Bundesrepublik ein Relikt aus spätmittelalterlicher Kleinstaaterei sei, der überdacht werden sollte.

Der Vortrag entfachte eine rege Diskussion. Von Altersarmut über die Neugestaltung der Rentensysteme bis hin zur Einführung einer Bürgerversicherung wurde leidenschaftlich debattiert. Moderator Armin Lauer musste letztendlich die Redeliste schließen, um den zeitlichen Rahmen nicht allzu sehr zu strapazieren. Ein interessiertes Publikum, das sicher schon vorher wusste, dass es das Thema “in sich hat”, durfte sich dank nach des hochwertigen Vortrags und der spannenden Debatte rundum informiert fühlen – und das auf der soliden Grundlage eines schmackhaften Frühstücks.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]