Schluss mit Langstreckenanreise für frühkindliche Sprachförderung

[vc_row][vc_column width=“1/4″][vc_column_text][featured-img][/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“3/4″][vc_column_text]29 kleine Urberacher mit und ohne Migrationshintergrund, fast 30 Prozent der Schulanfänger 2013, polieren seit August ihre Deutschkenntnisse auf. Die Kurse finden an vier Tagen pro Woche von 13.15 bis 15 Uhr statt und sollen sicherstellen, dass die Kinder nächstes Jahr im Unterricht von Anfang an gut mitkommen.

Gut ein Dutzend türkische Eltern machte am Mittwochabend in einem Gespräch mit den SPD-Stadtverordneten Hidir Karademir und Armin Lauer ihrem Ärger über die Kurse Luft. Sie beklagten vor allem die zu großen Gruppen sowie die langen und ihrer Meinung nach überflüssigen Wege von den einzelnen Kitas zur Grundschule an den Linden.

„Wer ein Auto greifbar hat, ist noch einigermaßen gut dran“, so ein Elternteil. „Mit meiner großen Tochter, die den Förderkurs besucht, und ihrer kleinen Schwester bin ich von der Liebigstraße zu Fuß eine halbe Stunde unterwegs“, berichtete eine Mutter aus dem Seewald. Nach dem Kurs tippeln die Drei den Weg wieder zurück, damit die Sechsjährige die Nachmittagsbetreuung in der Kita wenigstens teilweise noch mitbekommt. Ein Vater zog aus dem ganzen Hin und Her eine andere Konsequenz und meldete seinen Sohn aus der Ganztagsbetreuung im Kindergarten ab. Teilweise müssen auch Taxis eingesetzt werden, um die Kinder an Ort und Stelle zu bringen.

Während die Eltern die praktischen Schwierigkeiten herausstellten, machten Armin Lauer und Hidir Karademir, zwei Stadtverordnete der SPD, sich Luft. „Die Kinder verlieren wegen des Pendelns viele soziale Kontakte in den Kindergärten“, so Lauer in der Runde. „Und das nur, weil ein Schulleiter auf stur schaltet,“ so sein Kollege Karademir. Dieser Schulleiter schlug kürzlich im Fachausschuss die Einrichtigung eines Fahrdienstes durch die Stadt vor.

Bürgermeister Roland Kern (Andere Liste) lehnt es kategorisch ab, dass die Stadt den Transport der Kinder übernimmt. „Wir sind schlicht nicht zuständig,“ so Kern. Eine bessere Lösung scheine für ihn zu sein, dass auch in Urberach die Vorlaufkurse in den Kindergärten angeboten werden, wie es unter Anderen die SPD schon geraume Zeit fordere. So sei das in Ober-Roden geregelt – und dort gebe es keine Probleme. Die Stadt werde in den Herbstferien eine Bestandsaufnahme der Situation erstellen. Daraus werde sich eine Lösung ergeben, hofft Kern.

Lauer und Karademir befürchten indessen eine zweigeteilte Bildungslandschaft in Rödermark. Denn in Ober-Roden tauchten diese Probleme gar nicht auf, weil eben die Sprachkurse in den Kitas stattfänden. Dorthin sollen sie auch in Urberach wieder zurück, fordert die SPD.

Der Ausländerbeirat unterstützte am Mittwochabend das Anliegen der Eltern, und auch bei den anderen Parteien im Stadtparlament machten Lauer und Karademir positive Signale aus. Bereits Ende Juni hatte das Parlament einstimmig die Überschneidung der Deutschkurse mit den Essenszeiten in den Kitas gerügt. Das hat sich erledigt; mit dem neuen Schuljahr begann der Sprachunterricht später.

Doch offenbar muss die SPD noch dicke Bretter bohren. Denn die Schulleitung unter Rektor Pohl verschanzt sich bei dem Urberacher Modell der Deutschkurse hinter rechtlich möglichen Maßnahmen. Der Erlass des Hessischen Kultusministeriums lässt die Durchführung der Kurse in der Schule zu. Dort, so Pohl, gebe es im Gegensatz zu den Kitas genug Räume mit kindgerechtem Mobiliar. Seiner Ansicht stärkt der frühe „Schulbesuch“ das Selbstbewusstsein der Kinder und macht sie zugleich mit Regularien wie pünktlichem Beginn oder dem Klingelzeichen vertraut.

Das ist seine Sicht der Dinge, aber mitnichten die der SPD. Die Eltern haben die Probleme. „Wir wollen keinen Kindertourismus“, hält SPD-Pressesprecher Lauer deshalb dagegen und will die spezielle Urberacher Sprachförderung notfalls sogar zur Klärung vors Kultusministerium bringen.

Auf Dauer komme auch die Schule an den Linden nicht an einer professionelleren Ganztagsbetreuung vorbei, sagen die Sozialdemokraten: „Ansonsten bleiben Kinder aus Migrantenfamilien und aus unteren sozialen Schichten in unserem Bildungssystem auf der Strecke!“. Das wolle die SPD nicht zulassen.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]