Ausstellung in der Stadtbücherei über das Leben und Wirken von Reichspräsident Ebert

Friedrich Ebert ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Sozialdemokratie und der jüngeren deutschen Geschichte. 1919 markierte seine Wahl zum Präsidenten der Weimarer Republik eine Zeitenwende. Eine Ausstellung in der Stadtbücherei Ober-Roden informiert aktuell über das Leben und Wirken des ersten Reichspräsidenten. Zur Eröffnung der Ausstellung am 13.09.2021 war Prof. Dr. Walter Mühlhausen (Historiker und Geschäftsführer der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte) auf Einladung der SPD Rödermark nach Ober-Roden gekommen. Prof. Mühlhausen ist einer der führenden Experten zu Friedrich Ebert und die Weimarer Republik.

In seinem lebendigen Vortrag zeichnete Prof. Mühlhausen den Weg von Friedrich Ebert nach, wie der aus einfachen Verhältnissen stammende Sattlergeselle in der SPD aufstieg, als Präsident sich zum Inbegriff des pragmatischen Staatsmannes der Mitte entwickelte und unter schwierigsten Umständen die Geschicke des Reiches lenkte.

Am 11. Februar 1919 wählte ihn die in Weimarer Republik tagende Nationalversammlung Ebert mit 277 von 379 Stimmen zum Reichspräsidenten. Damit hatten die Deutschen zum ersten Mal in ihrer Geschichte ein demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt. In seiner Dankesrede versicherte Ebert damals, sein Amt gerecht und unparteilich zu führen. Als Beauftragter des ganzen deutschen Volkes handeln, nicht ausgrenzen, sondern einen und vereinen. Dies jedenfalls sollten Leitmotive seiner Präsidentschaft sein.

Schon im Herbst 1918 war der Schneidersohn aus Heidelberg zur Schlüsselfigur der deutschen Geschichte geworden. In der Kriegsniederlage und den Wirren der Revolution übernimmt Ebert politische Verantwortung. Als Kopf der am 10. November paritätisch aus SPD und USPD gebildeten  Revolutionsregierung stellte er die Weichen für eine parlamentarische Demokratie.

Eindrucksvoll schilderte Prof. Mühlhausen auch die schwierigen Umstände, unter denen Eberts Präsidentschaft von Anfang an stand. Die Kriegsniederlage, außenpolitische Isolation des Reichs, Hungersnot im Winter, die Pandemie der Spanischen Grippe mit Zehntausenden von Toten, ein durch innere Kämpfe zerrüttetes Reich. In der Lage war die Bereitschaft der Parteien im Reichstag gering, Regierungsverantwortung zu übernehmen. Die Reichsregierungen wechselten im Halbjahresrhythmus, für eine Koalition waren in der zersplitterten Parteienlandschaft mindestens vier Fraktionen im Reichstag erforderlich. In den Wirren war Ebert Garant der staatlichen Ordnung.

Im Krisenjahr 1923 stand das Reich am Abgrund. Hyperinflation, Ruhrbesetzung, Streiks und Separatismus – nur durch konsequenten Einsatz seiner umfangreichen Befugnisse als Reichspräsident gelang es Ebert, den Untergang der Republik abzuwenden. Von Beginn seiner Präsidentschaft an sah sich Ebert als Repräsentant der von vielen verhassten Demokratie immer wieder schmutzigen Diffamierungen und Verleumdungen ausgesetzt. Zu seiner Ehrenrettung hat  Ebert über 200 Prozesse geführt. Der ständige Kampf gegen seine Verleumder schadete auch Eberts Gesundheit. Als er sich gerichtlich gegen die Verleumdung als „Vaterlandsverräter“ wehren musste, verstarb Friedrich Ebert  am 28. Februar 1925 an einer verschleppten Blinddarmentzündung.

Sein früher Tod beendete die Phase relativer Stabilität. Zu seinem Nachfolger wählten die Deutschen Feldmarschall Paul von Hindenburg, den Verfechter der Dolchstoßlüge, einen Militaristen und Antirepublikaner. Unter seiner Präsidentschaft wurde im Januar 1933 mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte aufgeschlagen. Die Republik von Weimar, deren Entstehung eng mit dem Namen Friedrich Ebert verknüpft ist, war somit Geschichte.